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Juni 2012. Die 14-Meter–Yacht „Carlina“ in der Marina von Portisco an der Nordostküste Sardiniens wartet auf ihre Crewmitglieder: Neben Skipper Jan sind noch sechs Gäste dabei, die Sardinien von zwei ganz neuen Seiten kennen lernen wollen. Von der See und vom Sattel eines Motorrads aus. Drei Tage segeln, zwei Tage Biken lautet das Programm. Die meisten Teilnehmer sind Segel-Anfänger, insofern sind alle froh, dass der Wind zu Beginn des Törns nicht zu viele Herausforderungen stellt.
Der erste Tag gehört der Einstimmung aufs nasse Element. Jan gibt eine rund anderthalbstündige Einweisung in das Boot, die Einrichtungen und Funktionen. Anschließend startet der Trip vom Yachthafen aus Richtung Süden. Gemütlich geht es die Costa Smeralda entlang, zwischen Inselchen hindurch, an Kaps und Buchten vorbei. Eine davon lädt mit glasklarem Wasser zum Ankerstopp und zum Baden ein. Mit beherztem Sprung oder in vorsichtigem Gleiten erobern die Segler das türkisblaue Wasser, schwimmen ans nahe Ufer, lassen den warmen Sand zwischen die Zehen rieseln. Anschließend geht es weiter zum Tagesziel, einer Marina südlich von Olbia. Dort bleibt das Schiff während des zweitägigen Bikerausflugs ins Gennargentu-Massiv im sicherem Hafen liegen. Sieben Hondas warten aufs Kurvenräubern durch zerklüftete Granitgebirge, über zahllose Kurven, eingehüllt in den herben Duft der Macchia, die jetzt im Frühsommer noch saftig grünt, geht es zu einem Landhotel im Naturpark bei Fonni. Ein Refugium in absoluter Ruhe und Abgeschiedenheit, trotzdem mit allem Komfort, picobello sauber und geschmackvoll eingerichtet. Schwimmfreunde kommen auch hier auf ihre Kosten: Im hauseigenen überdachten Pool kann man mit Blick ins Grüne seine Bahnen ziehen. Die Wirtsfamilie bewirtet die Crew mit köstlichen sardischen Spezialitäten; der kulinarische Höhepunkt des Abends ist das gegrillte Spanferkel.
Nach zwei Tagen Kurven satt, mit spektakulären Stopps an Aussichtspunkten, Mittagspausen in urigen Cafés typisch sardischer Bergdörfer tauschen die Tourteilnehmer die Reifen wieder gegen die Bootsplanken ein. Nun geht es erneut Richtung Norden, Ziel ist das Maddalena-Archipel an der Nordostküste der Insel.
Im Dunst ist die südliche Küstenlinie Korsikas zu erkennen. So weit kommen wir zwar – leider - nicht. Trotzdem bietet der Törn noch einige Höhepunkte: Etwa die „wilde“ Übernachtung am Anker in einer romantischen Bucht. Geschickt findet Skipper Jan den optimalen Platz so nah wie möglich am Strand, aber weit genug entfernt von den Granit-Felsen, die die Bucht einrahmen. Die übrigens aufgeheizt von der Sonne eine wunderbare Liegefläche abgeben. Die Krake, die laut Jan in einer Höhle unter der Wasseroberfläche hausen soll, blieb glücklicherweise in ihrem Versteck. So stand dem Badevergnügen in unberührter Natur wirklich nichts im Weg.
Zum Abschluss kommt noch einmal richtiges Segelfeeling auf: An den beiden letzten Tagen hat der Wind zugelegt, mit fast neun Knoten Tempo kreuzen wir zurück Richtung Süden. Hart am Wind, in voller Schräglage, rauscht die „Carlina“ durch die blauen Fluten. Der letzte Abend zurück in Portisco schmeckt nach Abschied. Den mildert nur ein kräftiger Schluck aus dem Rotweinglas mit sardischem Cannonau. Katrin Lyda